Projekte

Der Gründungszuschuss nach der Reform

Angesichts der Bedeutung der Gründungsförderung für die Arbeitsmarktpolitik ist es nicht überraschend, dass sie bei der Reform der arbeitsmarktpolitischen Instrumente zur Jahreswende 2011/2012 eine Schlüsselrolle einnimmt. Eine grundlegende Umgestaltung des Gründungszuschusses soll den Großteil der avisierten Einsparungen bringen – insgesamt 1,03 Milliarden Euro allein im Jahr 2012. Die Studie setzt sich das Ziel, die Konsequenzen der Reform mit den Mitteln der qualitativen Sozialforschung multiperspektivisch zu untersuchen. Dabei werden vier zentrale Erkenntnisinteressen verfolgt: 1) der Umgang mit den konkurrierenden Erwartungshorizonten von Einzelfallorientierung, Standardisierung und adäquater Gründungsberatung bei der Vergabe des Gründungszuschusses in den Agenturen; 2) die Motivlagen der Geförderten und deren Veränderung im Vergleich zur Zeit vor der Reform; 3) Dynamiken der Selbst- und Fremdselektion im Prozess der Fördermittelvergabe und 4) die Relevanz der Förderung für die jeweiligen Gründungsprojekte aus Sicht der Geförderten.

Status: laufend, bis Dezember 2016

Selbständig statt hilfebedürftig?

(mit Joachim Wolff und Markus Promberger, in Zusammenarbeit mit dem ISF München)

Das Forschungsprojekt untersucht die Implementation der finanziellen Gründungsförderung für Arbeitslose und erwerbsfähige Hilfebedürftige sowie die Unternehmensgründungen, die von dieser Förderung profitieren. Leitende Fragestellungen sind erstens die Umsetzung der gesetzlichen Regelungen zur Einstiegsgeldförderung in unterschiedlichen Trägertypen und Wirtschaftsregionen. Wir wollen die Spannbreite der unterschiedlichen Förderstrategien vermessen und Faktoren aufspüren, die in dieser Hinsicht einen Unterschied machen. Die zweite leitende Fragestellung richtet sich auf die Unternehmensgründungen der Geförderten. Wir konzentrieren uns hierbei auf die Entstehung und Entwicklung des Gründungsprojekts im biographischen Kontext des Gründers. Wie entstand die Idee zur Gründung? Mit welchen Ressourcen wurde sie realisiert und auf welche Hindernisse sind die Gründer gestoßen? Ein besonderer Schwerpunkt der Untersuchung liegt auf der Nachhaltigkeit von Existenzgründungen durch Einstiegsgeld. Diese Thematik wollen wir über eine Wiederholungsbefragung der Geförderten einfangen. Methodisch bedient sich das Projekt überwiegend aus dem Kanon der qualitativen Sozialforschung. Wir setzen Experteninterviews, teilnehmende Beobachtungen, standardisierte Ego-Netzwerkanalysen, narrative Interviews, Dokumentenanalysen und problemzentrierte Interviews ein.

Status: abgeschlossen (2010-2014)

Ausgewählte Veröffentlichungen:

Bernhard, Stefan und Hans J. Pongratz. 2014. Routinen der Gründungsförderung im SGB II [WSI-Schwerpunktheft „Arbeitsmarkt und soziale Sicherung. Zeit für eine neue Agenda“]. WSI-Mitteilungen 67: 218–26.

Die Praxis des Gründungszuschusses

(mit Joachim Wolff und Markus Promberger)

Bereits seit Mitte der 80er Jahre können Neugründungen von Arbeitslosen finanziell gefördert werden. Die staatliche Gründungsförderung für Arbeitslose wurde in den letzten Jahren mehrfach reformiert, zuletzt durch die Zusammenfassung der beiden Förderinstrumente Überbrückungsgeld und Existenzgründungszuschuss zum Gründungszuschuss im August 2006. Das Projekt untersucht die Konsequenzen der Neuregelung der Gründungsförderung in einer qualitativen Implementationsstudie. Insbesondere stehen zwei Rahmenzielsetzungen auf dem Programm: Erstens will das Projekt klären, wie die Implementation des Gründungszuschuss organisatorisch umgesetzt wird. Zweitens nimmt es eine Perspektive ein, die die Praxis des Gründungszuschusses mit der Praxis der Vorgängermodelle vergleicht.

Status: abgeschlossen (2008-2011)

Ausgewählte Veröffentlichungen:

Bernhard, Stefan. 2012. Der Gründungszuschuss vor und nach der Reform. Sozialer Fortschritt 61: 182-190.

–. 2012: Gründer beraten. Vorschlag für eine Rahmenanalyse von Gesprächen mit Selbständigen in der Arbeitsverwaltung, In:  Wechselverhältnisse im Wohlfahrtstaat. Neue Perspektive für eine reflexive Sozialforschung, Hrsg. Mechthild Bereswill, Carmen Figlestahler, Marko Perels, und Franz Zahradnik, S. 234-255. Münster: Westfälisches Dampfboot.

Die Konstruktion von Inklusion – Eine Feldanalyse

Meine Dissertationsschrift untersucht die europäische Inklusionspolitik von ihren Anfängen in den 1970er Jahren bis zur Gegenwart als Entstehung und Wandel eines europäischen Feldes im Sinne Pierre Bourdieus. Ich stelle die These auf, dass sich durch die Etablierung des Politikbereichs „Inklusionspolitik“ eine europäische Arena zur Diskussion und Definition von Kategorien, Begriffen und Messinstrumenten entwickelt hat, in der soziale Probleme in Europa behandelt werden können. Die Monographie geht über den derzeitigen Forschungsstand in zwei entscheidenden Punkten hinaus: Anders als die Mehrheit der politik- und wirtschaftswissenschaftlichen Forschungstätigkeit zur europäischen Integration gewinnt sie ihre Forschungsfrage und ihr Untersuchungsdesign aus dem Rückgriff auf die soziologische Denktradition. Anders als die Mehrheit der soziologischen Forschung beschäftigt sie sich nicht mit „horizontaler“ Transnationalisierung, die sich beispielsweise in der wachsenden zwischenstaatlichen Interaktionsdichte oder in Migrationsbewegungen ausdrückt, sondern sie nimmt die europäische Ebene der Institutionenbildung selbst in den Blick. Vor dem Hintergrund dieser doppelten Abgrenzung versteht sich das skizzierte Projekt als Beitrag zu einer politischen Wissenssoziologie der Europäischen Integration.

Status: abgeschlossen (2005-2008)

Ausgewählte Veröffentlichungen:

Bernhard, Stefan. 2010. Die Konstruktion von Inklusion. Europäische Sozialpolitik aus soziologischer Perspektive. Frankfurt a.M.: Campus.

–. 2011. Beyond Constructivism – The Political Sociology of an EU Policy Field. International Political Sociology 5:426-445.

–. 2011. Politische Soziologie und europäische Integration. Soziologie 40:20-43.